Vor ein paar Wochen stolperte ich über einen Chip mit dem klangvollen Namen ESP8266. Julian Ilett stellte ihn in einem Video vor und kurz darauf machten sich zwei Module aus China auf den Weg zu mir.
Da der ESP8266 ein für Bastler ziemlich interessanter Chip ist, habe ich mich entschlossen, ihm ein paar Artikel zu widmen, dies ist der erste.
Inhalt
- Der ESP8266
- Das Tutorial
- Die Hardware
- Zusammenstecken
- NodeMCU Firmware flashen
- Die Programmierumgebung
Der ESP8266
Vom ESP8266 wird häufig als WLAN-Modul gesprochen und tatsächlich sieht man im Netz viele Projekte, die ihn als reine Seriell-zu-WLAN-Schnittstelle für beispielsweise einen Arduino nutzen.
Der ESP8266 ist allerdings deutlich mehr, denn neben der WLAN-Funktionalität ist er ein kompletter Microcontroller, der mit verschiedenen Firmwares geflasht und dann beispielsweise in C, C++ oder LUA programmiert werden kann.
Der Microcontroller hat soweit ich weiß 12 GPIO-Pins, die unter anderem I2C, SPI, UART, GPIO und PWM bereitstellen und einen 3,3V-Pegel führen. In Verbindung mit seiner WLAN-Schnittstelle eignet er sich damit ziemlich gut als Controller für die ganzen modischen IoT-Dinge, wie beispielsweise einen WLAN-Temperatursensor oder -Lichtschalter.
Der Microcontroller wird auf verschiedenen Breakout- und Devboards angeboten, die mal mehr, mal weniger Funktionen des Chips unterstützen.
Das Tutorial
In diesem Tutorial soll es darum gehen, den Chip über eine Serielle Schnittstelle (UART) mit dem Computer zu verbinden und zwei der wichtigsten Tools in Betrieb zu nehmen.
Ich benutze in diesem Tutorial ein Breakout-Board mit dem Namen ESP-01, welches neben der UART-Schnittstelle und den für den Betrieb wichtigen Pins nur einen nutzbaren GPIO-Pin nach außen führt. Dafür bekommt man es für einen niedrigen, einstelligen Euro-Betrag aus China oder auch aus Deutschland.
Natürlich können auch andere Ausführungen genutzt werden, populär ist beispielsweise das Development-Kit von NodeMCU, welches schon eine eigene USB-zu-Seriell-Schnittstelle mitbringt und neben den 5V per USB keine weitere Spannungsversorgung benötigt. Außerdem hat dieses Dev-Board einen Reset-Knopf und einen Knopf für GPIO0, welcher zum Flashen neuer Firmware benötigt wird, doch dazu später mehr.
Ich benutze in diesem Tutorial einen Linux-PC, manche verwendete Software gibt es für Windows eventuell nicht und bei der Installation ist die Vorgehensweise sicherlich eine andere.
Die Hardware
Neben dem schon angesprochenen ESP8266 benötigen wir entweder eine Serielle Schnittstelle und einen Pegelwandler wie einen MAX3232, um auf den vom ESP8266 benötigten LVTTL-Pegel von 3,3V zu kommen, oder einen USB-Adapter, der beispielsweise per FTDI-Chip direkt LVTTL-Pegel hat. Einen solchen USB-zu-TTL-Adapter gibt es auch auf ebay für wenig Geld.
Um die Teile unkompliziert zusammen stecken zu können, sollte man auf ein Breadboard, also ein Elektronik-Steckbrett und fertige Jumper-Kabel zurückgreifen. Beides gibt es sehr günstig in tausendfacher Ausführung bei ebay.
Außerdem benötigt das Modul selbst noch eine Spannungsversorgung. Viele USB-zu-TTL-Platinen bringen eine zwischen 5V und 3,3V einstellbare Versorgungsspannung mit, diese ist jedoch zu instabil und der benötigte Strom übersteigt meistens die Kapazität der Platine. Es sollte also eine externe 3,3V-Spannungsquelle genutzt werden. So etwas gibt es auch bei ebay fertig für die Verwendung mit Breadboards.
Zusammenstecken
Das Modul ESP-01 ist leider nicht Breadboard-freundlich, muss also entweder fliegend verdrahtet, oder per selbstgebautem Adapter auf das Breadboard gesteckt werden. Ich nehme hier die erste Lösung und verbinde das Modul fliegend mit Jumperwire.
Da die Module üblicherweise völlig undokumentiert verschickt werden und das ESP-01 oft auch kein gedrucktes Pinout hat, habe ich hier einen Belegungsplan gemacht.
Nun müssen die Pins des ESP8266 über das Breadboard mit dem FTDI-Modul und der Spannungsversorgung verbunden werden. Wichtig ist, dass die Spannungsversorgung auf 3,3V eingestellt ist, 5V würden das Modul zerstören. Das Schema sieht wie folgt aus:
GND wird mit GND auf dem Breadboard verbunden, VCC mit +3,3V, ebenfalls an 3,3V wird der Pin CH_PD angeschlossen.
RXD und TXD werden gekreuzt mit RXD und TXD des FTDI-Adapters verbunden, GND der Schnittstelle muss auf jeden Fall auch zu GND auf dem Breadboard gebrückt werden. Wie weiter oben schon beschrieben, sollte man nicht versuchen, den ESP8266 über die Spannungsversorgung des FTDI-Adapters zu betreiben, VCC des Adapters bleibt also unbelegt.
RST am ESP8266 ist der Reset-Anschluss, der genutzt wird, um das Programm auf dem Chip neu zu starten. Dies kann später auch Softwareseitig geschehen, der Pin kann freigelassen werden.
GPIO0 ist ein Pin, der leider nicht für externe Anwendungen genutzt werden kann. Er wird auf GND verbunden, um in den Flash-Modus zu gelangen. Im Normalbetrieb ist er nicht belegt.
GPIO2 ist der tatsächlich nutzbare GPIO-Pin, der für externe Anwendungen wie OneWire, Digital I/O usw. genutzt werden kann. Dazu in weiteren Tutorials mehr.
NodeMCU Firmware flashen
Im Auslieferungszustand ist der ESP8266 vermutlich mit der AT-Firmware geflasht. Bei den billigen China-Modulen kommt es auch vor, dass überhaupt keine lauffähige Firmware vorhanden ist und das Modul darüber nicht ansprechbar ist.
Nun heißt dieses Tutorial aber „ESP8266 & NodeMCU (LUA) Einstiegstutorial“, also sollte auch die NodeMCU-Firmware auf den Chip kommen. Wir benötigen folgendes dazu:
- Firmware
- Flash-Tool
Die Firmware kann entweder aus dem Sourcecode gebaut werden, oder aber über eine bequeme Weboberfläche zusammen geklickt werden. Der Einfachheit halber entscheiden wir uns hier für letztere Option und lassen uns die Firmware von der Seite nodemcu-build.com bauen und per Mail zusenden. Die ausgewählten Module reichen eigentlich aus, um den Chip in Betrieb zu nehmen und auch eine LED blinken zu lassen.
Achtung: Vor dem Flashen muss der Pin GPIO0 mit GND verbunden werden, andernfalls kann die Firmware-Ebene nicht erreicht werden.
Das Flash-Tool ist ein Python-Programm, das über pypi installiert werden kann (Vorausgesetzt ist Python >= 2.7 und pip):
pip install esptool
Ist das Flash-Tool installiert und die Firmware vorhanden, starten wir den ESP8266 und verbinden die serielle Schnittstelle mit dem Computer. In der Konsole sollte dmesg nun als eine der letzten Zeilen etwas derartiges ausgeben:
FTDI USB Serial Device converter now attached to ttyUSB0
Wir wissen also, dass der PC den Adapter erkannt hat und dass er die Gerätedatei /dev/ttyUSB0 bekommen hat.
Nun müssen wir nur noch die Firmware flashen. Die Syntax dafür ist:
python esptool.py --port /dev/ttyUSB0 write_flash 0x00000 /pfad/zur/firmware.bin
Das sieht dann in natura so aus:
Nun ist die neue Firmware auf dem ESP8266 und kann nach einem Neustart genutzt werden. Nicht vergessen, GPIO0 wieder von GND zu trennen, um in den Betriebsmodus zurückzukehren.
Die Programmierumgebung
Der ESP8266 kann nun über LUA programmiert werden. Um die Verbindung herzustellen und einige Helferlein an die Hand zu geben, gibt es eine Programmierumgebung namens ESPlorer. Die Software benötigt Java und läuft auf allen Betriebssystemen, die das unterstützen. Herunterladen kann man ESPlorer bei GitHub.
Oben kann nun die serielle Schnittstelle ausgewählt werden, über „Open“ verbindet sich die Oberfläche mit dem ESP8266. Dieser Antwortet mit so etwas wie:
NodeMCU custom build by frightanic.com
branch: master
commit: c8037568571edb5c568c2f8231e4f8ce0683b883
SSL: false
modules: file,gpio,net,node,ow,tmr,uart,wifi
build built on: 2016-05-27 20:54
powered by Lua 5.1.4 on SDK 1.4.0
lua: cannot open init.lua
Eventuell wird auch erst eine Fehlermeldung angezeigt. Startet man den ESP8266 neu, sollte er aber mit der Oberfläche kommunizieren. Meldet er sich nicht korrekt an, heißt das nicht, dass es nicht funktioniert hat, das kommt schon mal vor. Tippt man unten in das Textfeld neben dem grünen „Send“ Knopf
=node.chipid()
sollte der ESP mit der Chip-ID antworten. Tut er das, scheint es auch geklappt zu haben.
Damit ist dieses Tutorial schon beendet, der Chip wurde angeschlossen, geflasht und kann mit dem ESPlorer verbunden werden. ESPlorer unterstützt nun die Programmierung des Chips mit LUA-Scripts. Interessante Scripts und Bibliotheken findet man im GitHub der NodeMCU-Firmware.
Ich hoffe, ich konnte den Einstieg einigermaßen sinnvoll erklären, bei Fragen bitte einfach einen Kommentar hinterlassen.
Eine Antwort zu “ESP8266 & NodeMCU (LUA) Einstiegstutorial”
Hallo Florian,
ich habe mir so ein Modul bestellt
https://www.ebay.de/itm/ESP8266-ESP-01S-5-V-WiFi-Relaismodul-Dinge-Smart-Home-Fernbedienung-Schalte-I4A1/282997231620?ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT&_trksid=p2057872.m2749.l2649
und nahm an, wenn ich die Seite 192.168.4.1 aufrufe kommt im Browser eine Seite mit einem Ein- und Ausschalter.
Das Netzwerk ist als FaryLink586097 zu sehen, meldet auch verbunden ohne Internet, aber ich kann keine Seite aufrufen.
Kann es sein, dass das Programm doch nicht vollständig ist?
Ist es vielleicht nur als AP programmiert ohne aufzurufende Seite? Geht das überhaupt?
Ich habe verschiedene Betriebssysteme, Browser und Appś probiert, alles schlug fehl.
In meinem D-Link Router meldet es sich nicht an, ist also nicht als Client programmiert. Ich glaube auch kaum, dass ich das flashen noch lerne (bin Rentner), brauche das Modul nur einmal zum Laufen bringen.
Mfg Siegfried